On John Adams‘ „City Noir“ (or not)

Veröffentlicht: 15. Oktober 2012 von F. Behrendt in Gastkommentar, Konzert, Kritik
Schlagwörter:

Yesterday I forced myself to listen and watch John Adams‘ CITY NOIR. What absolute garbage. $1000 worth of beautiful precious bronze gongs from Indonesia, Burma and Thailand and you could hardly hear them, drowned out by stinking winds and strings. And the dickheads in the audience, including Tom Hanks and Lawrence Olivier. It was a veritable feast of all the rich wankers, many „unknowns“ who no doubt are rich and pour money into the LA Phil (patronage) and are rewared with that tripe. I’m increasingly beginning to see traditional institutionalisation of artists as a factory, churning out composers etc. who abide by the set standards and who are rewarded with commissions and various awards and bounties. It’s like the rich dicks are saying „bravo, look how our investments have turned out“. Composers are in a way obliged to create in a particular way, for it is their duty to repay the very organization that trained them and pays them to compose. Makes me sick.

(Guest Comment by Shchekochikhin)

Das Arditti Quartett.

Vorweg: Dieses Konzert war das Beste oder Zweitbeste Konzert, das ich je erlebt habe. Es fing gleich genial an, mit dem Streichquartett op. 3 Alban Bergs. Und es war wieder einmal überraschend, welche modernen Techniken Berg damals – 1910! – schon verwendet hat. Man hat gemerkt, das sich die Ardittis viel Mühe mit den Stücken gegeben haben. Auch das übrige Publikum war wohl dieser Meinung und hat begeistert applaudiert.

Das Streichquartett Nr. 13 von Wolfgang Rihm war das längste Stück des Abends, ein wirklich gutes Stück mit interessanten Motiven und Entwicklungen. Einige Passagen waren sehr offensichtlich, sodaß man dachte „okay, das ist jetzt relativ simpel aufgebaut die Stelle.“ Andere Passagen waren aber wieder total kompliziert und krass. Eine nicht lange dauernde Stelle war absichtlich vollkommen tonal: Man kommt aus dem nicht-tonalen raum, in dem das tonale etwas entferntes und vergangenes ist – und plötzlich kommt das wieder, in diesem Stück, und wirkt ganz anders! Sehr prägnant und als heftiger Kontrast. Null langweilig und null ätzend, auch dadurch das es so exponiert gebracht wurde, und auch gut gespielt. Das war mal sinnvolle Tonalität, Geschmackvoll dazu. Man sehnte sich aber auch gleichzeitig danach, das es die Tonalität endet und es wieder krass wird – und das wurde es dann auch wieder! Das Ende des Quartetts brachte, an den Schluss des Bergschen Streichquartetts erinnernd, stark dissonante Mehrklänge in einer Art Pattern geschlagen (einige Leute im Publikum sahen etwas geschockt aus), und nach einer Art Miniatur endete das Stück in leisen Obertönen. Alles in allem eine sehr intelligente Tonsprache. Der Applaus war tobend.

Das Streichquartett Nr. 6 von James Dillon war superkrass und richtig heftig mikrotonal. Was ich super geil fand waren Stellen, wo ein Motiv, welches auch aus einem Stück der 2. Wiener Schule stammen könne, so voll mikrotonal wegsackte, und sich irgendwie nach unten verdrehte, und dadurch noch viel geiler und viel trauriger (aber auch aufbrausend) wurde, und mit noch viel mehr Ausdruck darin. Oder wenn ein Ton im Glissando abrutscht und anhält, und die anderen kommen mit, und spiegeln wieder, was vorher war. Auch einige heftige Ausbrüche gab es zu geniessen.

Aber dann kam das 2. Streichquartett „Tetras“ von Iannis Xenakis. Und es wurde so richtig krass. Nichts mehr, das an irgendetwas früheres erinnert. Nur noch rein komplett neues Zeug. Null etwas, das mit früher zu tun hätte. Es war einfach nur total Geil. Die Kratzer am Steg und ähnliche Geräusche fanden leider einige Leute im Publikum lachhaft (es haben tatsächlich welche gelacht), aber als dämonische, helle Flageoletts darüber gelegt wurden, machte es plötzlich Sinn. Alles war unglaublich, total krass, man hatte kaum Möglichkeit sich auf die Harmonik zu konzentrieren. Die Ardittis haben das Stück offensichtlich sehr genossen und sind beim spielen total heftig abgegangen. Jede Passage hätte länger dauern müssen, um sie noch weiter auszukosten, doch dann war sie schon weg. Man wollte nicht, das es je aufhört – jede Passage!!!

  • Alban Berg: Streichquartett op. 3
  • Wolfgang Rihm: Streichquartett Nr. 13
  • James Dillon: Streichquartett Nr. 6
  • Iannis Xenakis: Tetras

Musik Blogger Award

Veröffentlicht: 9. Februar 2012 von F. Behrendt in Diskussion

Wir wurden für den „Musik Blogger Award“ der Flötistin Imke Behr nominiert! Und, Ja: Es geht weiter mit unserem kleinen Blog! Vielen Dank an dieser Stelle. Um die Nominierung anzunehmen, empfehlen wir nun gemäß den Statuten fünf Blogs deutscher Sprache.

1. Der Acht Brücken-Blog, über die geniale Konzertreihe in Köln, die uns viele Sternstunden der Musik schenkte.

2. Der musikFabrikblog mit tollen Artikeln und Videos rund um die Neue Musik.

3. Der Netwerk Junge Ohren Blog, welcher über diverse Networking-Projekte berichtet, und – wie der Name schon sagt – besonders über junge (neue) Ohren!

4. Der Blog Zeitgenössische Musik, welcher über Förderprojekte des Deutschen Musikrats berichtet (hauptsächlich CD-Veröffentlichungen mit ultimativen Kaufbefehl).

5. Zuguterletzt der Strauchcomposer-blog, in dem Alexander Strauch die Musikwelt ebtrachtet.

Viel Spass beim Stöbern wünscht:

das Aussengedanke-Team

Ensemble Intercontemporain

Ensemble Intercontemporain

Gleich das erste Stück, „Les Danses interrompues“ von Bruno Montavani, war die Entdeckung des Abends. Es fing mit fetten Cluster-Akkorden im Klavier an (voll in seinem Element: Hidéki Nagano) und ich dachte nur: „endlich bin ich wieder zuhause“. Einige Stellen muteten leicht, aber mit voller Absicht, „tonal“ an: ein quasi-tonales Motiv, stark abgesetzt und unglaublich geil in Spektral-Musik-ähnliche Klänge eingebettet. Interessant auch die mikrotonalen Klänge der Holzbläser. Und dann ging es natürlich weiter… WARRAMMS WAAMSS WAARRAMMMS. Das war überhaupt nicht lamer-ich-mach-mal-was-tonales-mit-clustern, sondern genial ausgesetzt und sehr wirkungsvoll. Keine Verschwendung und voll auf die Fresse! Das Beste Stück des Abends jedoch stammte von György Ligeti, so aussergewöhnlich und genial mal wieder, und auch dieses (wie erwartet) fantastisch gespielt vom Ensemble Intercontemporain (Hidéki Nagano hier an Cembalo und Hammond mit Sébastien Vichard am Piano).

Das Publikum war zahlreich und hat laut geklatscht. Während Montavani sind einige wenige Leute gegangen, die wohl nicht wussten, was sie erwartet. Und während Ligeti das Parkett tiefer legte, sind noch ein paar weitere gegangen. Die meisten jedoch wollten alles hören und haben applaudiert. Tobenden Applaus gab es bei dem lustig-wahnsinnigen Stück von Luciano Berio, bei dem die Musiker sichtlich ihren Spaß hatten. Doch vom Niveau her war es Klassen unter den Stücken von Ligeti und Montavani angesiedelt. Ganz übel das Stück von Eötvös: jazz-humor-ich-spiele-mal-was-fürs-tonale-publikum-mit-clustern-durchsetzt, der von meinem Gehirn bereits verdrängt wird.

  • Bruno Mantovani: Les Danses interrompues (2000-2001) für sechs Instrumente
  • György Ligeti: Kammerkonzert (1969-1970) für dreizehn Instrumentalisten
  • Peter Eötvös: Snatches of a Conversation (2001) für Doppeltrichter-Trompete in C und Ensemble
  • Luciano Berio: Recital for Cathy (Recital I) (1972) für Mezzosopran und 17 Instrumente

Kölner Philharmonie am 13.03.2011
Ensemble intercontemporain, Ltg.: Peter Eötvös

On Moritz Eggert’s „Narziss“

Veröffentlicht: 11. März 2011 von F. Behrendt in Gastkommentar

der normale – haha! – dauer-blow-job der blockflöten-stimme wird hier am ende des stückes durch einen durch-choreographierten [blow-job] in der schlagzeug-stimme ergänzt, alle aus film / fernsehen / porno bekannten bilder und abläufe werden bedient. warum? unklar! erklärung? keine! witz? stammtisch niveau, allerhöchstens. musikalischer wert? nicht messbar, unterirdisch. die typische griechische tragödie: „ich finde mich sooo toll, dass ich mir ständig selbst einen blasen möchte!“ autobiographisch, vielleicht?

(Guest Comment by Plague Ghost)

musik21 e.V.

Veröffentlicht: 20. Januar 2011 von F. Behrendt in Ankündigung
musik21 e.V.

musik21 e.V.

Mit musik21 tritt ein neuer Verein auf die Bildfläche, in dem sich Komponisten, Interpreten und Förderer zusammengeschlossen haben, um die eigene Musik und die Musik anderer zu präsentieren, in grössere Zusammenhänge zu stellen und einem weiteren Publikumskreis zu erschliessen.

Sternstunde in der Kölner Philharmonie: Ligeti, Ligeti

Veröffentlicht: 24. August 2010 von dertscheche in Konzert, Kritik
Schlagwörter:, , , , , ,
Das Keller Quartett aus Ungarn

Das Keller Quartett aus Ungarn

Reden wir nicht von Bartók. Nicht von Enescu, nicht von Beethoven. Alles Irrelevant. Reden wir nicht über hier und da gehörte Spielfehler. Das ist ebenfalls irrelevant. Hier ging es um Ligeti, in einem der eindrücklichsten Konzerte der letzten Jahre. Um Mitternacht, die meisten Zuschauer schon längst geflohen vor ihrer eigenen Dummheit, die Verbliebenen mit den Stühlen ganz nahe an die Musiker herangerückt, Horn und Violine mit höchstem Ausdruck, Klaviercluster in die Nacht gemeisselt …

26.04.2010: MusikTriennale Köln / Kölner Philharmonie: Heimat Ungarn
Szabolcs Zempléni (Horn), Dénes Várjon (Klavier) und das Keller Quartett mit András Keller (Violine), Janós Pilz (Violine), ;Zoltán Gál (Viola) und ;Judit Szabó (Violoncello).

  • György Ligeti: Streichquartett Nr. 1 (1943/54) „Métamorphoses nocturnes“
  • György Ligeti: Musica ricercata (1951-1953) für Klavier
  • Béla Bartók: 44 Duos für 2 Violinen Sz 98 (1931-1932) [Auswahl]
  • György Ligeti: Streichquartett Nr. 2 (1968)
  • Ludwig van Beethoven: Streichquartettsatz B-Dur „Große Fuge“ op. 133 (1825)
  • George Enescu: Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 a-Moll op. 25 (1926)
  • György Ligeti: Nr. 4 Fanfares ;aus: Études pour piano, premier livre (1985)
  • György Ligeti: Trio für Violine, Horn und Klavier „Hommage à Brahms“ (1982)

Artikel über Serdar Somuncu

Veröffentlicht: 14. August 2010 von kaffeehausphilosoph in Diskussion
Serdar Somuncu

Serdar Somuncu

Auf den Seiten der Heinrich-Böll-Stiftung ist ein interessantes Interview mit dem Künstler Serdar Somuncu erschienen.

Wenn Sie Miles Davis gefragt hätten, ob er mit seinem schrägen Ton jemand provozieren will, dann hätte er Ihnen wahrscheinlich seine Trompete auf den Kopf gehauen. Es geht ja nicht darum, dass ich schräge Töne spiele, um Sie zu belästigen, sondern ich spiele die Töne, weil mir die anderen Töne nicht mehr gefallen, so wie ich nicht Dinge sage, um sie zu provozieren, sondern ich sage Dinge auf eine Art und Weise, wie es mir am besten gefällt. Dass Sie das provoziert, hat etwas mit Ihrer Hörgewohnheit, mit Ihrer Sehgewohnheit und Denkgewohnheit zu tun.

Der Artikel ist hier zu lesen: http://migration-boell.de/web/integration/47_2139.asp

Leeres Spiel mit Tönen

Veröffentlicht: 20. Juli 2010 von kaffeehausphilosoph in Diskussion
Neue Töne für neue Ohren

Neue Töne für neue Ohren

Für eine neue, junge Generation sind die Werke der Wiener Klassik nur noch ein leeres Spiel mit Tönen, bei denen erstmal nachgelesen werden muss, was man empfinden soll.

Leider ist die Musik des vergangenen und aktuellen Jahrhunderts nach wie vor schwer zugänglich. Und damit ist hier nicht die Musik selbst gemeint, sondern deren Verfügbarkeit in Fernsehen, Radio, Konzerten, Plattenläden usw. usf. Sie führt ein Nischendasein, das Presse und Konzertveranstalter durch falsche Politik zu verantworten haben. Statt ein neues (junges) Publikum zu gewinnen, ohne sich auf abstoßende Weise anzubiedern (die von den Adressaten sofort durchschaut wird), versucht man, ein altes Publikum umzuerziehen, mit mäßigem Erfolg.

In diesem Blog möchten wir neue Perspektiven aufzeigen.